Kurzfassung: ich kenne derzeit auf dem Markt kein vergleichbares E-Piano, dass ein eingebautes Lautsprechersystem von 2 x 20 W Leistung bei einem Gesamtgewicht von unter 15 kg bietet. Und genau diese Kombination macht das ES-520 für mich zum idealen Begleiter für Chor und Band, sowohl bei den Proben als auch bei den Aufführungen in bis zu mittelgroßen Räumen. Es ist leicht zu transportieren, man benötigt kein zusätzliches Equipment wie Verstärker, Mischpult und externe Lautsprecher; trotzdem erzeugt das Instrument einen angenehmen, natürlichen Sound in absolut ausreichender Lautstärke.
Im Einzelnen:
Die gesampelten Klavier-Klänge des ES-520 sind über Kopfhörer zum Niederknien schön und werden über das hochwertige Lautsprecher-System auch nach außen sehr gut dargestellt. In der Klasse bis gut 1.700 EUR kenne ich kein E-Piano mit ähnlich gutem (Klavier-)Sound - mit Ausnahme natürlich des ES-920, welches das gleiche LS-System verwendet.
Die Tastatur des ES-520 entstammt nur der 2. Reihe der Kawai-Tastaturen, es fehlen Feinheiten wie Druckpunkt-Simulation und vielleicht auch das allerletzte Quentchen an feinfühliger Dynamik. Aber ich verwende das Instrument nicht für Konzertabende mit romantischer Klaviermusik, sondern um einen Chor zu begleiten - und dafür sind Tastatur und Anschlagdynamik hervorragend ausgelegt. Es lassen sich auf jedem Ton locker acht unterschiedliche Lautstärken erzeugen (ob man mit besserer Anschlagtechnik mehr rausholen könnte, weiß ich nicht), und anders als bei synthetisierten Klängen verändern die Töne auch ihre Klangfarbe mit der Lautstärke. So lassen sich auch für weniger geübte Spieler Klänge von rockig / aggressiv / hart bis hin zu ganz weich und verhalten darstellen.
Rhythmusgruppe und der Umfang sonstiger Sounds von Orgel bis Marimbaphon entsprechen dem Durchschnitt, andere Hersteller bieten da mehr, werden aber von mir ohnehin sehr selten genutzt.
Das eingebaute Metronom beherrscht leider keinen 5/4 Takt, das wäre manchmal zum Proben durchaus nützlich, aber ein K.o.-Kriterium ist es auch nicht.
Als sehr nützlich erweist sich ab und zu die USB-Schnittstelle, über die man MIDI-Files bequem abspielen kann - das ES-520 wird dadurch zum simplen Korrepetitor. Sogar das Tempo lässt sich dabei variieren.
Zwei kleine Wermuths-Tropfen:
1) Der großartige "interne" Sound der Kawai-Grand-Piano Samplings, der sowohl über Kopfhörer als auch über die eingebauten Lautsprecher reproduziert wird, lässt sich kaum auf größere Räume wie z.B. Kirchen hochskalieren: sobald man das Signal über die Output-Buchsen leitet, wird es irgendwie "amputiert", es obliegt dann dem Mischpult/Verstärker, dem relativ flachen, neutralen Sound wieder Fülle und Charakter zu verleihen. Vielleicht mache ich etwas falsch, aber bisher ist es mir nicht gelungen, den tollen Klang angemessen auf externe Lautsprecher zu übertragen.
2.) Einzelne Töne in den Mittellagen erzeugen bei voller Lautstärke irgendwie Resonanzen im Gehäuse und in den Lautsprecher-Abdeckungen; kurz: die rasseln und scheppern dann mit. Dieser offenkundige Mangel scheint bauartbedingt zu bestehen und lässt sich auch durch eine Inspektion des Pianos reduzieren, aber nicht ganz abstellen. Man hört das allerdings nur, wenn man mit dem Klavier allein ist und bei voller Lautstärke die kritischen Töne voll anschlägt. Aber immerhin: die Resonanzen treten auf - als Solo-Instrument käme das ES-520 deshalb nicht in Frage (wobei es dafür sicher nie konzipiert wurde).
Doch für unterschiedliche Zwecke gibt es unterschiedliche Instrumente in durchaus unterschiedlichen Preisklassen. Wer Wert auf Transportierbarkeit, gute Spielbarkeit und best möglichen "On-board"-Sound legt, findet mit dem ES-520 einen hervorragenden Begleiter, obendrein in der Preisklasse unter EUR 1.000 (Stand 2024).